Zum Inhalt springen

Einheitshonorare für Bekämpfung des Ärztemangels wirkungslos

Dr. med. Klaus Reinhardt, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer
Bildquelle: BÄK

Auf scharfe Kritik von Dr. Klaus Reinhardt, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer, sind Forderungen des Vorsitzenden der Techniker Krankenkasse, Dr. Jens Baas, nach einer Vereinheitlichung der ärztlichen Honorierung gestoßen. Baas hatte sich in der Rheinischen Post (21.11.2017) für eine Angleichung der Honorare für die Behandlung von Privat- und Kassenpatienten ausgesprochen, um so den Ärztemangel in ländlichen Räumen zu bekämpfen. Um Nachteile auszugleichen und die Einnahmen der Ärzte im Schnitt stabil zu halten, müssten die gesetzlichen Kassen zusätzliche Mittel bereitstellen.

„Wenn Jens Baas mit seinen Äußerungen ausdrücken wollte, dass die Leistungen im vertragsärztlichen Bereich seit Jahren und Jahrzehnten häufig unzureichend durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) honoriert werden, dann kann man dem nur beipflichten. Immerhin gesteht er ein, dass die GKV für eine angemessene Honorierung ärztlicher Leistungen rund fünf Milliarden Euro mehr aufwenden müsste. Bislang sind uns aber keinerlei Initiativen der Krankenkassen bekannt, das Vergütungsniveau in der GKV auf das Niveau der Privaten Krankenversicherung anzuheben“, sagte Reinhardt im Deutschen Ärzteblatt (23.11.2017).

Doch selbst dann würde sich an dem skizzierten Problem des Ärztemangels in ländlichen Räumen wenig ändern. Wenn junge Ärzte nicht aufs Land ziehen wollten, dann liege dies nicht an der geringeren Anzahl von Privatpatienten. Wie bei anderen Berufsgruppen auch, seien hier sogenannte Soft Skills ausschlaggebend, wie oftmals fehlende kulturelle Angebote, unzureichende Erwerbsmöglichkeiten für Ehepartner oder Einschränkungen bei Betreuungs- und Schulangeboten für die Kinder. „Hier muss man ansetzen, statt Einheitshonorare zu propagieren, die für die Bekämpfung des Ärztemangels absolut wirkungslos wären“, so Reinhardt. Es liege der Verdacht nahe, dass hier einmal mehr der Einheitsversicherung das Wort geredet werden soll. „Ein solcher Systemwechsel aber würde der ärztlichen Versorgung erhebliche finanzielle Mittel entziehen, wie unter anderem eine Studie des Verbandes der Privatärztlichen Verrechnungsstellen belegt. Davon wären letztlich alle Patienten betroffen. Denn Privatversicherte ermöglichen mit ihrem die tatsächlichen Kosten deckenden Finanzierungsbeitrag eine hochwertige medizinische Ausstattung von Krankenhäusern und Praxen, die allen Patientinnen und Patienten unabhängig vom Versicherungsstatus zur Verfügung steht“, so Reinhardt.

Er forderte: „Statt der PKV die Existenzgrundlage zu entziehen, sollten wir unser bewährtes duales System aus Privater und Gesetzlicher Krankenversicherung erhalten und  fortentwickeln.“