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COVID-19-Impfung: Vorrang für Gesundheitsberufe und Risikopatienten

Bild: rawpixel.com

Solange nur eine begrenzte Menge von Impfstoff verfügbar ist, sollen bestimmte Kategorien von Gesundheitsfachkräften sowie ältere Erwachsene und Bewohner von Pflegeeinrichtungen bei der Impfung gegen COVID-19 vorrangig behandelt werden. So lautete die Empfehlung des Europäischen Beirats der WHO für Immunisierungsfragen (ETAGE) auf seiner Online-Sitzung am 11. und 12. November 2020.

Vorbereitung auf Impfungen bei begrenzten Impfstoffvorräten

Die beschleunigten Fortschritte bei der Entwicklung und die klinischen Versuche verschiedener Impfstoffkandidaten für COVID-19 haben einen möglichen globalen Einsatz der ersten zugelassenen Impfstoffe näher rücken lassen. Da die Impfstoffvorräte während der ersten Phase der Lieferung sehr knapp sein dürften, müssen nun alle Länder entscheiden, wer zuerst geimpft werden soll, um die Wirkung der begrenzten Anzahl von Dosen bei der Verringerung der Krankheitslast unter den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten zu maximieren. Der ETAGE wollte den Ländern in der Europäischen Region der WHO detaillierte Leitlinien für diese wichtige Entscheidung an die Hand geben.

Gestützt auf das gegenwärtige Verständnis der Epidemiologie von COVID-19 in der Europäischen Region der WHO und die Ergebnisse aus Modellstudien, stimmte der ETAGE mit den Empfehlungen aus dem globalen Fahrplan des Strategischen Beirats der WHO für Immunisierungsfragen (SAGE) zur Prioritätensetzung beim Einsatz der Impfstoffe gegen COVID-19 bei begrenzten Vorräten überein und legte detailliertere Leitlinien für die Anpassung der globalen Empfehlungen an die Gegebenheiten in den Ländern der Europäischen Region der WHO vor.

Der ETAGE unterstrich auch die wichtige Rolle unabhängiger nationaler Beiräte für Immunisierungsfragen (NITAG), die anhand der globalen und regionsweit geltenden Leitlinien spezielle Empfehlungen für ihre eigenen Länder ausarbeiten sollen, um die nationale Planung und Vorsorge für den Einsatz von Impfstoffen und die Impfmaßnahmen gegen COVID-19 zu erleichtern.

Angesichts der Heterogenität innerhalb der Europäischen Region stellte der ETAGE fest, dass je nach Verfügbarkeit von Impfstoffen, der Epidemiologie der Krankheit sowie Größe und Anteil der einzelnen vorrangigen Gruppen die Länder während der Anfangsphase der Impfmaßnahmen beschließen können, mehr als eine Gruppe gleichzeitig vorrangig zu behandeln.

Alle Empfehlungen sind auch der Überprüfung und Überarbeitung unterworfen, wenn zusätzliche Informationen und Erkenntnisse zu Virusübertragung, Epidemiologie der Krankheit oder Eigenschaften und Vorräten von Impfstoffen bekannt werden.

Empfehlungen

Der ETAGE sprach für die Länder der Europäischen Region folgende Empfehlungen aus:

1) Der Fahrplan des SAGE enthält Empfehlungen zur vorrangigen Behandlung von Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Phasen der Verfügbarkeit von Impfstoffen sowie in verschiedenen epidemiologischen Situationen, nämlich keine Fälle, sporadische Fälle oder lokale Fallhäufungen oder Übertragung in der Bevölkerung. Da in den meisten Ländern der Europäischen Region in absehbarer Zeit kein Ende der Übertragung von COVID-19 in der Bevölkerung in Sicht ist, empfiehlt der ETAGE den NITAG, nationale Empfehlungen für das Szenario einer Übertragung in der Bevölkerung auszuarbeiten.

2) Der ETAGE empfiehlt den NITAG, bei der Erstellung von Empfehlungen für die Prioritätensetzung bei Impfmaßnahmen die jeweilige Versorgungslage mit dem Impfstoff, die lokale Epidemiologie sowie Größe und Anteil der einzelnen in Frage kommenden Bevölkerungsgruppen in ihrem Land zu berücksichtigen. Auf der Grundlage dieser Daten können sie bei ihren Grundsatzentscheidungen die (nachstehend genannten) Prioritäten der Phasen 1a und 1b gleichzeitig berücksichtigen.

3) Der ETAGE ist sich mit dem SAGE darüber einig, dass während der Anfangsphase einer sehr begrenzten Verfügbarkeit von Impfstoff (1-10% der nationalen Bevölkerung):

  • zur Aufrechterhaltung der wichtigsten unentbehrlichen Gesundheitsleistungen und zur Maximierung der Wirkung der verfügbaren Impfstoffe bei der Verringerung der Zahl von schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen sowie gemäß dem Grundsatz der Gegenseitigkeit Gesundheitsfachkräfte (einschließlich der Pflegekräfte in Krankenhäusern und Einrichtungen der Langzeitpflege wie Pflegeheimen und Wohneinrichtungen), die einem hohen oder sehr hohen Risiko ausgesetzt sind, sich zu infizieren, eine Infektion auf gefährdete Personen mit erhöhtem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs zu übertragen oder selbst einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden, bei der Impfung gegen COVID-19 vorrangig behandelt werden sollten (Phase 1a);
  • zur Maximierung der Wirkung der verfügbaren Impfstoffe bei der Verringerung der Zahl von schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen ältere Erwachsene bei der Impfung gegen COVID-19 vorrangig behandelt werden sollten (Phase 1b).

Darüber hinaus ermutigt der ETAGE die Länder, alle Bewohner und Beschäftigten von Einrichtungen der Langzeitpflege für ältere Menschen als vorrangige Gruppe für die Impfung gegen COVID-19 in Phase 1 zu behandeln.
4) Der ETAGE empfiehlt eine Einstufung von Gesundheitspersonal als sehr gefährdet, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Gesundheitsfachkräfte tragen ein sehr hohes Infektionsrisiko:
    weil sie aerosolerzeugende Verfahren durchführen oder in direktem Kontakt mit COVID-19-Patienten stehen;
  • Gesundheitsfachkräfte tragen ein sehr hohes Risiko, weil sie eine Infektion auf besonders gefährdete Personen übertragen können:
    weil sie in direktem Kontakt mit Patienten stehen, die ein hohes Risiko in Bezug auf einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung tragen (z. B. Patienten auf Intensiv- oder Onkologiestationen, ältere Patienten, Bewohner von Einrichtungen der Langzeitpflege).

Der ETAGE empfiehlt, Gesundheitsfachkräfte, deren Risiko in Bezug auf einen schweren Krankheitsverlauf als hoch eingestuft wird, weil sie entweder über 60 Jahre alt sind oder jünger als 60 Jahre, aber einen klinischen Risikofaktor aufweisen, bei der Impfung gegen COVID-19 vorrangig zu behandeln (Phase 1a). Die Altersgrenze sollte sich jeweils nach der lokalen Epidemiologie richten.

5) Der ETAGE empfiehlt den Ländern, zur Maximierung der Wirkung der verfügbaren Impfstoffe bei der Verringerung der Zahl von schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen Personen über 60 Jahre bei der Impfung gegen COVID-19 vorrangig zu behandeln. Die spezifische altersbedingte Strategie sollte sich nach der lokalen Epidemiologie sowie nach Größe und Anteil der einzelnen Altersgruppen richten. Die Länder sollten damit beginnen, die ältesten Personen, die das höchste Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs tragen, zuerst zu impfen, und dann bei ausreichenden Impfstoffvorräten zu den jüngeren Altersgruppen übergehen.

6) Der ETAGE ist sich mit dem SAGE darüber einig, dass Gruppen mit Komorbiditäten, die in Bezug auf einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf als erheblich stärker gefährdet eingestuft werden, bei der Impfung gegen COVID-19 in Phase 2 einer begrenzten Verfügbarkeit von Impfstoffen (11-20% der nationalen Bevölkerung) ebenfalls vorrangig zu behandeln sind.
Um die Zahl von schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen weiter zu reduzieren, empfiehlt der ETAGE den Ländern, Personen in der Altersgruppe über 60 mit folgenden Vorerkrankungen vorrangig zu behandeln (je nach Machbarkeit und ohne festgelegte Reihenfolge):

  • Krebserkrankungen
  • chronische Herzerkrankungen
  • chronische Nierenerkrankungen
  • chronische Lebererkrankungen
  • chronische Atemwegserkrankungen
  • Diabetes
  • geschwächtes Immunsystem, auch nach einer Organtransplantation
  • neurologische Erkrankungen, einschließlich zerebrovaskulärer Erkrankungen
  • Adipositas

Die Altersgrenze sollte sich jeweils nach der lokalen Epidemiologie richten. Je nach Verfügbarkeit von Daten und praktischer Umsetzbarkeit können die Länder die vorstehend genannten Komorbiditäten näher definieren.

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