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Die fünf größten Stressfaktoren im Arztberuf

Bild: Pixabay / Buecherwurm_65

Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung machen vor keinem Beruf halt, auch nicht bei den medizinischen. Die Berufsgruppe der Ärzte steht von Beginn an ständig unter Erwartungs- und Leistungsdruck in ihrer Rolle, Patienten zu helfen und sie zu heilen. Selbst die Patienten-Rolle einzunehmen, ist für Ärzte eine besondere Herausforderung. Dies sind die fünf größten Stressfaktoren für Ärzte:

1. Ärzte sind immer im Einsatz

Stress in Klinik oder Praxis, Schichtdienst oder Notdienst, menschliche Schicksale und kritische Situationen, volle Wartezimmer, manchmal schwierige Patienten, die permanenten Veränderungen im Gesundheitswesen, seit dem Studium eine gestörte Work-Life-Balance: Ärzte stehen ständig unter hohem Druck. Auch zunehmende Anforderungen an Dokumentation und Datenschutz führen zu Zeitmangel beim Patientengespräch. Hinzu kommt eine zunehmend kritische Haltung der Öffentlichkeit, sichtbar zum Beispiel auf Bewertungsportalen. Bei diesem Dauerdruck mit den eigenen Ressourcen zu haushalten, ist eine andauernde Herausforderung. Gleichzeitig muss auf emotionaler Ebene gelernt werden, mit den Grenzen des medizinisch Machbaren umzugehen.

2. Abhängigkeit statt Achtsamkeit

Es ist erstaunlich, dass viele Ärzte, die sich für Patienten unermüdlich aufopfern, die eigene Gesundheitsprophylaxe vernachlässigen. Sie bemerken zu spät, dass sie ihre eigene Belastungsgrenze überschritten haben und bereits in einer destruktiven Krankheitsspirale stecken. Die Folgen heißen meistens Burnout, Depression - und besonders häufig Suchterkrankungen. Alkoholmissbrauch steht an erster Stelle, gefolgt von Medikamenten-Abhängigkeit. Für Ärzte ist es schließlich kein größeres Problem, sich suchtfördernde Substanzen zu beschaffen. Die Rangliste der konsumierten suchterzeugenden Medikamente beginnt mit Benzodiazepinen, gefolgt von anderen Schlafmitteln, Schmerzmitteln einschließlich Opiaten. Auch ein Narkosemittel ist schon seit längerem in Gebrauch, da es nicht unter die Überwachung von Betäubungsmitteln fällt.

3. Selbstdiagnose statt Arztkonsultation

Im Zusammenhang mit psychischen und Sucht-Erkrankungen übernehmen Ärzte schnell die Selbstdiagnostik, die dann allenfalls durch ein informelles Gespräch mit einem Fachkollegen gestützt wird. So fehlt ihnen nicht selten ein gewisses Maß an Objektivität im Hinblick auf die Bewertung der eigenen psychischen Situation. Dieses Verhalten führt wahrscheinlich auch zu dem Phänomen, dass die wenigsten Mediziner einen eigenen Hausarzt ihres Vertrauens haben.

4. Co-Therapeut statt Patient

Zwar ist die Behandlungsmotivation bei Ärzten auf der einen Seite häufig sehr hoch, denn sie sind es gewohnt, offen und transparent mit Erkrankungen umzugehen. Aber andererseits neigen sie während einer Behandlung zu co-therapeutischen Tendenzen, die mit eigenen Expertisen und Ratschlägen einhergehen. Es bestehen Schamgefühle und die Schwierigkeit, die Patienten-Rolle anzunehmen. Zudem mangelt es an Vertrauen hinsichtlich Vertraulichkeit und Anonymität des Falls.

5. Angst vor Approbationsentzug

Nur die wenigsten Mediziner trauen sich, mit Suchtkrankheiten offensiv umzugehen. Die Tabuisierung von psychischen Erkrankungen, aber auch vom "Kranksein" an sich, bei Mitgliedern von Heilberufen, hängt sicherlich mit dem hohen Anspruch der Bevölkerung und der Betroffenen zusammen: "Ein Arzt ist nicht krank." Ärztinnen und Ärzte fürchten zudem, dass sie mit einem solchen Eingeständnis ihre Approbation sowie ihre Zulassung als Kassenarzt gefährden. In Zusammenarbeit mit den Oberbergkliniken helfen einige Kammern streng vertraulich und können vielfältig unterstützen - pragmatische Suchthilfe statt Sanktionen.

Die Chefärzte der Oberbergkliniken Dr. med. Ahmad Bransi, PD Dr. med. Andreas Wahl-Kordon und Dr. med. Bastian Willenborg wissen, dass die Gesundheit von Ärzten von großer gesellschaftlicher Bedeutung ist, um eine fundierte Qualität in der Patientenversorgung gewährleisten zu können. Im schlimmsten Fall erfahren Patienten durch ärztliches, gesundheitsbezogenes Fehlverhalten eine unangemessene medizinische Versorgung. Ärzte benötigen daher auf sie zugeschnittene Behandlungsmöglichkeiten und eine individuelle Ansprache. Die Etablierung struktureller Angebote, wie zum Beispiel Spezialsprechstunden, sowie eine Sensibilisierung für das Thema, die bereits im Medizinstudium beginnen sollte, könnten zu einer besseren Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten beitragen. Das Fundament bleibt dennoch für jeden ein gewissenhafter Umgang mit der eigenen Gesundheit, die Reflexion des eigenen Verhaltens im Krankheitsfall und die Pflicht, verantwortungsvoll für sich selbst zu sorgen - auch zum Wohl der Patienten.

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