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Patientensicherheit ist heute wichtiger denn je

Akteure im Gesundheitswesen in NRW rufen gemeinsam zu Verbesserungen auf

| Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit 2020 sind Vertreter des Gesundheitswesens aus Nordrhein-Westfalen auf Einladung des Aktionsbündnis Patientensicherheit und seiner Partner zusammengekommen, um über Patientensicherheit zu diskutieren. Beim Livestream aus dem Deichmann-Auditorium waren sich Akteure vor Ort und das Publikum an den Bildschirmen einig: In der Pandemie haben potenzielle Patientengefährdungen deutlich zugenommen. Auch und gerade in der Corona-Pandemie ist Patientensicherheit deshalb kein Luxus, sondern eine Verpflichtung für alle und muss unbedingt gestärkt werden.

„Die Reaktion auf Corona, die erhöhten Anforderungen an den Infektionsschutz, die radikale Umorganisation der Versorgungsketten und der aufgesprengte Damm, der bisher die Digitalisierung aufgehalten hat – das alles bedeutet eine rapide Änderung von nahezu allen Versorgungsprozessen. Nichts ist eingeübt, eingefahren, bekannt, alles ist unsicher. Und Unsicherheit bringt immer erhöhte Risiken für Patient*innen mit sich, egal wie sehr sich die Handelnden anstrengen“, begründet Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), die Notwendigkeit, sich jetzt nachdrücklich für mehr Patientensicherheit einzusetzen. Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK), der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und dem Universitätsklinikum Essen hatte das APS die Veranstaltung initiiert.

Namhafte Vertreter des Gesundheitswesens aus NRW haben sich am Universitätsklinikum Essen getroffen, um über den Stand der Patientensicherheit in Deutschland zu diskutieren und darüber, wie das Vertrauen in das Gesundheitswesen gestärkt werden kann. Denn die Coronakrise hat viele Patient*innen, aber auch Mitarbeitende verunsichert.

Den Zusammenhang zwischen Patientensicherheit und Mitarbeitersicherheit, der als Motto über dem diesjährigen Welttag der Patientensicherheit steht, betonte auch Dr. Jochen A. Werner, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UK Essen. „Wir müssen Mitarbeitende unterstützen und ihnen die Sicherheit geben, ohne Risiken für ihre Gesundheit ihre Arbeit verrichten zu können.“

„In einer Zeit, in der die finanziellen Mittel knapper werden, kommt der geleisteten Qualität im Gesundheitssystem eine immer stärker werdende Bedeutung zu. Schlechte Qualität führt zu den Fällen, die wir vermeiden wollen“, erklärte Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen. „Wir müssen die Patient*innen sowie ihre Angehörigen stärker als bisher in die Behandlungsprozesse einbinden“, so Middendorf. Gut informierte Patient*innen könnten einen maßgeblichen Beitrag für mehr Patientensicherheit leisten. „Aus meiner Sicht muss sich der Patient nicht dem System anpassen, sondern das System muss sich dem Patienten anpassen. Patientensicherheit und Patientenorientierung müssen daher stets die Leitgedanken bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens sein und bleiben.“

Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen durch die Coronakrise einen Schub bekommen habe. Barbara Steffens, Leiterin TK-Landesvertretung NRW, betonte: „Die Pandemie hat den Menschen die Vorteile digitaler Gesundheitsangebote deutlich vor Augen geführt. Videosprechstunden sind für Ärzte und Patienten selbstverständlich geworden, die Corona-App ist ein akzeptiertes digitales Instrument. Damit steigt auch der Wunsch nach einer elektronischen Gesundheitsakte, die alle Daten sicher speichert und für die medizinische Versorgung bereitstellt.“
Weitere diskutierte Themen waren die Infektionsprävention sowie die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Sepsis. Sowohl Dr. Anton Gillessen, Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin am Herz Jesu Krankenhaus in Münster Hiltrup und Mitglied der Vertreterversammlung der KVWL, als auch Jochen Brink, Präsident der KGNW, betonten, wie wichtig regionale dezentrale Strukturen in der Bewältigung der Coronakrise und auch darüber hinaus seien. So hätten sich dezentrale Testverfahren bewährt, welche die Krankenhäuser entlastet hätten. Diese Strukturen beizubehalten und auszubauen, sei eine wichtige Aufgabe für die Zukunft des Gesundheitswesens.