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Raus aus dem Abseits: Alumni-Arbeit in Deutschland

Bild: Freeimages / Mary Gober

Zur Tagung Alumni-Management am 3. und 4. Dezember 2009 in Hannover

| Sie reicht von Feiern über Mentoring bis hin zu Yoga-Kursen für ehemalige Studierende. Alumni-Arbeit nimmt vielfältige Formen an. Hinter all diesen Angeboten steht ein Ziel: Identifikation zu schaffen und die Alumni an ihre Hochschule zu binden.



Auf einer Tagung der HIS Hochschul-Informations-System GmbH in Kooperation mit dem Verband alumni-clubs.net e.V. am 3. und 4. Dezember 2009 in Hannover haben mehr als 60 Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichsten Hochschulen den Stand der Alumni-Diskussion zusammengetragen, kritisch beleuchtet und Visionen der erfolgreichen Alumni-Arbeit der Zukunft gezeichnet.

Nicht nur die Wortbedeutung hat sich gewandelt: Sah die Universität als „Alma Mater“ über Jahrhunderte ihre Alumni als Zöglinge an, die es mit Bildung zu ernähren galt, so manifestiert sich seit Anfang der 1990er Jahre ein fundamentaler Paradigmenwechsel in Deutschland. Seitdem gelten Alumni als „Stakeholder“ und Zielgruppe, um deren Interesse die Hochschulen aktiv und systematisch buhlen.

Die Alumni-Arbeit ist in Deutschland angekommen. Dies stellten die Teilnehmer/innen der Tagung einhellig fest. So betreibt mittlerweile fast jede Hochschule Alumni-Management. Das Wo und Wie jedoch nimmt mannigfaltige Formen an und der Prozess der Professionalisierung der Alumni-Arbeit ist noch in vollem Gange. „Ausgearbeitete, nach Hochschultypen oder verschiedenen Ausrichtungen differenzierte Konzepte sind derzeit noch nicht zu erkennen“, hält Johannes Moes von der HIS GmbH fest. Dies zeigte sich auch daran, dass auf der Veranstaltung viele Hochschulen vertreten waren, die nach eigener Einschätzung noch auf der Suche nach geeigneten Alumni-Konzepten sind.

Die Frage nach der richtigen Strategie war ein zentrales Thema der Veranstaltung, ließ sich jedoch vor dem Hintergrund des pluralen Bildungssystems nicht abschließend beantworten. Wie die Diskussion zeigte, gibt es nicht „den“ idealen Platz für die Alumni-Arbeit. Es gibt nicht eine beste, sondern mehrere „good practices“, über die die Hochschulen sich austauschen sollten, um von- und miteinander zu lernen. Alumni-Management an deutschen Hochschulen findet sowohl zentral (als Stabsstelle oder durch die Hochschulleitung) als auch dezentral (in Vereinen auf Instituts- und Fakultätsebene) statt. Zusätzlich zur Arbeit auf der Ebene der Studiengänge und Fächer empfehlen die alumni-erfahreneren Hochschulen und Vereine einen zentralen Service und eine übergreifende Steuerung der Alumni-Aktivitäten. Die Hochschulleitung sollte diese mit anderen Aufgaben wie beispielsweise dem Career Service und Fundraising abstimmen.

In allen Beiträgen der Tagung wurde betont, dass das Kernanliegen einer erfolgreichen Alumni-Arbeit die Identifikation der Alumni mit ihrer Hochschule sein muss. Diese gelingt am ehesten über die emotionale Bindung der Studierenden an ihre Hochschule, also über positive Erfahrungen im Studium und im Kontakt mit Lehrenden, aber auch der Verwaltung. „Kümmert Euch um diejenigen, die jetzt da sind und begeistert werden können“, gab Matthias Notz von der Ludwig-Maximilians-Universität München den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Empfehlung mit auf den Weg. Denn Alumni-Botschaften stecken in sehr vielen Erfahrungen, die Studierende mit ihrer Hochschule sammeln – in der Begrüßung der Erstsemester und den Serviceangeboten während des Studiums genauso wie in einer Abschlussfeier.

In den nächsten Jahren sollte das Alumni-Management nach Ansicht Jürgen-Peter Henckels, des ehemaligen Kanzlers der Hochschule Bremen, verstärkt den wachsenden Weiterbildungsbedarf der Alumni erkennen, bedienen und sie dadurch an ihre „akademische Heimat“ binden: Nach Henckels Vorstellung sollten die Bildungseinrichtungen ihren ehemaligen Studierenden und Nachwuchswissenschaftler/inne/n die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen bieten. Hochschulen als Lebensorte und Wertegemeinschaften, die sich aus den Angehörigen der Hochschule und ihren Alumni zusammensetzen – so beschreiben mehrere Referenten/innen ihre Vision der Alumni-Arbeit der Zukunft.

Ganz wichtig auf dem Weg zur eigenen Alumni-Strategie sind die Interessen der derzeitigen und ehemaligen Studierenden. Durch strukturierte Befragung dieser Personen können wichtige Erkenntnisse für das Qualitätsmanagement der Alumni-Arbeit gewonnen werden, wie Dr. Georges Ulrich, Präsident der Alumni der Zürcher Hochschule für Wirtschaft, an einem Praxisbeispiel erläuterte.

Auch der Software kommt beim Alumni-Management eine zentrale Bedeutung zu. So sollten die Daten über die Personen der Hochschule ineinander greifen und den Lebenszyklus der Studierenden vom Studieninteressenten bis hin zum Alumni komplett abbilden. Alumni-Management muss als Kernprozess einer Hochschule auch integrierter Bestandteil des Hochschul-Management-Systems sein.

Wie die Veranstaltung zeigte, wünschen sich die Hochschulen einen stärkeren Austausch über Strategien und die Praxis des Alumni-Managements. Die Diskussion wird zweifellos auf den jährlichen Konferenzen des Verbands alumni-clubs.net e.V. fortgesetzt werden. Auch in diesem Themenfeld bietet die HIS Hochschul-Informations-System GmbH als eine gemeinsame Einrichtung von Bund und Ländern den Hochschulen ganzheitliche Unterstützung durch Forschungsergebnisse, Beratung und Software-Lösungen an.