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Dentalfotografie - Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

 „Bitte recht freundlich und schön stillhalten“ — so lautet eine klassische Fotografenparole. Was allerdings Geburtstagskinder und ganze Hochzeitsgesellschaften die Zähne zeigen lässt, findet in der Dentalfotografie keine Anwendung. Im Praxisalltag kann die bildunterstützte Dokumentation ein extrem hilfreiches Tool sein — wenn man ihre besonderen Regeln kennt und befolgt.

Natürlich dient die intraorale Fotografie in erster Linie nicht der Unterhaltung, sondern ist Mittel zum Zweck wenn es darum geht, Behandlungs- oder Mundsituationen zu visualisieren. Zahnfotos unterstützen besonders bei räumlicher Distanz die Kommunikation mit anderen Praxen oder dem Labor. Sie illustrieren wissenschaftliche Artikel, dienen der Motivation des Patienten und demonstrieren das zahnärztliche Können auf der Praxiswebsite. Fast jede Zahnarztpraxis steht daher früher oder später vor der Entscheidung, in die Dentalfotografie zu investieren. Das Smartphone — immer zur Hand und einfach zu bedienen — mag zwar gerade noch ausreichen, wenn ein schnelles Bild für teaminterne Zwecke gefragt ist. Wer allerdings mehr als nur sporadisch Bilder von Zahnsituationen anfertigt und diese vor allem nicht nur für den Eigenbedarf erstellt, kommt um die Anschaffung von speziell für die Digitalfotografie ausgerichtetem Equipment nicht herum.

Welche Dentalkamera für meine Praxis? Die Qual der Wahl.

Das Angebot auf dem Markt ist vielfältig und besonders für Einsteiger nur schwer überschaubar. Zur Wahl stehen zum einen dedizierte Dentalkameras, die mit allen erforderlichen Komponenten ausgestattet sind. Sie zeichnen sich durch hochspezialisierte Hardware aus, bei der die Kamera über diverse, auf die intraorale Fotografie abgestimmte Programmfunktionen einfach und komfortabel zu bedienen ist. Alle ergänzenden Komponenten wie Makroobjektiv und Blitz sind direkt am Gerät befestigt. Von besonderem Vorteil ist das niedrige Gewicht, das eine einhändige Bedienung zulässt, während die andere Hand Spiegel oder Wangenhalter fixiert — wichtig, wenn nicht unbedingt der Muskelmann der Praxis die Aufnahmen macht.

Auf der anderen Seite bieten fast alle großen Kamerahersteller speziell auf die Dentalfotografie abgestimmte Kits an, die meist aus einem Kamerabody nach Wahl, einem Makroobjektiv sowie Ring- oder Lateralblitz bestehen. Wichtige Ausstattungsmerkmale wie ein Bildstabilisator im Body oder Objektiv, bestmögliche Ausleuchtung und eine hohe Nacheinstellgrenze sind hier natürlich ebenfalls berücksichtigt. Großes Plus dieser Variante ist die Flexibilität und beliebige Erweiterbarkeit der Kamera, die mit entsprechendem Wechselobjektiv und Aufsteckblitz so auch für Teamfotos oder Bilder der Praxisräume genutzt werden kann.

Nicht außen vor gelassen werden soll eine — obwohl weiter oben als Amateurlösung herabgewertete — dritte Option: das Smartphone. Dieses dann allerdings in Kombination mit zusätzlichen, speziell für die Dentalfotografie entwickelten Komponenten. Neben einer App zur Verwaltung der Bilder umfasst das System einen Aufsatz mit LED-Leuchtdioden, Diffusoren und ein Gerät zur Kalibrierung. Vor allem wenn die Anfertigung von intraoralen Bildern zwar vergleichsweise selten gefragt ist, jedoch trotzdem ein gewisser Qualitätsmaßstab angesetzt wird, kann diese Erweiterung eine sinnvolle und ernstzunehmende Alternative zu den ersten beiden Varianten werden. Bei der Dentalfotografie mit Smartphone sind allerdings datenschutzrechtliche Aspekte zu bedenken, wenn Bilder per Messenger oder E-Mail verschickt oder diese automatisch in die Cloud hochgeladen werden. Daher empfiehlt es sich, nicht das eigene Smartphone aus der Tasche zu ziehen, sondern ein speziell für diesen Zweck eingerichtetes Praxishandy einzusetzen. Das kann durchaus auch ein älteres Modell sein, solange das Betriebssystem kompatibel mit der Fotosoftware ist.

„Fotografieren ist nicht schwierig, solange man nichts davon versteht”

Auf den Punkt gebracht hat es der unbekannte Verfasser dieses in Fotografenkreisen oft zitierten Spruches. Einschalten, draufhalten und abdrücken mag, sofern man nicht den klassischen Fehler der vergessenen Speicherkarte begeht, ein Foto produzieren — ein Bild im Sinne einer naturgetreuen Wiedergabe des Motivs hat man deswegen noch lange nicht. Um ein möglichst realistisches Abbild „im Kasten“ zu haben, gilt es bei jeder Art der Fotografie immer auch eine Vielzahl von Anforderungen zu beachten.

Allein durch technische Konfigurationsmöglichkeiten wie Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit, Blende, Fokus oder Weißabgleich lässt sich das Ergebnis auf vielfältige Weise steuern — wohl dem, der hier weiß, was er tut. Ein weiterer wichtiger Faktor sind auch die Bildkomposition und die Steuerung des Lichteinfalls, um störende Reflektionen zu minimieren. Gerade bei der Falldokumentation, sei es für Zahntechniker, Labor oder Archiv wirken Lichtpunkte nicht nur unschön, sondern können ein Foto sogar unbrauchbar machen, wenn ein entscheidender Bereich des Motivs durch ein Spitzlicht überdeckt wird.

Nicht zuletzt spielt speziell bei der Dentalfotografie die Ästhetik eine besondere Rolle. Ob als Aushängeschild für die Website oder um dem Patienten einen Vorher-Nachher-Zustand zu verdeutlichen, der eigene Mundraum ist für die meisten Menschen eher unbekanntes Terrain und selbst eine gesunde Schleimhaut, Speichel oder gar Blut wirken in detaillierter Makro-Aufnahme nicht zwangsläufig ansprechend. Auch hier gilt es, Reflektionen zu vermeiden und Farben realistisch, aber nicht übertrieben darzustellen. Ein Polfilter, wie er auch in der klassischen Landschafts- oder Architekturfotografie zum Einsatz kommt, kann hierbei gute Dienste leisten. Um eine neutrale Bewertung der Zahnfarbe zu ermöglichen, ist es außerdem hilfreich ein zweites Bild anzufertigen, das die Gingiva neutral-grau darstellt. Dieser sogenannte „Isolate Mode“ kann über spezielle Software erzeugt werden.

Wer also, anstatt „Pi mal Auge“ an den Knöpfen zu drehen, neben technischem KnowHow auch die Elemente der Bildgestaltung und externe Hilfsmittel wie Filter oder Diffusoren gezielt einsetzt, gelangt schneller zum optimalen Zahnfoto. Und das spart nicht nur Arbeitsstunden im Praxisalltag, sondern verkürzt auch die Leidensdauer des Patienten. Denn im Gegensatz zur Fotografie von Stillleben oder Architektur hat man hier keine Zeit für unbegrenzte Versuche. Welcher Patient möchte schon, durch einen Mundspreizer außer Gefecht gesetzt, minutenlang auf dem Behandlungsstuhl verharren, bis das Werk den Vorstellungen des Fotografen entspricht?

Daher lohnt es für jede Praxis, die plant in entsprechendes Fotoequipment zu investieren, ihre Mitarbeiter in einen Kurs für Dentalfotografie zu schicken. Idealerweise findet der Lehrgang vor der Anschaffung der Hardware statt, denn die Dozenten vermitteln im Kurs nicht nur das nötige fotografische Wissen, sondern können auch hinsichtlich der Komponenten beraten, vom Kamerabody über Objektiv und Blitz bis hin zur Software. Angeboten werden Kurse zum Beispiel von Dentaldepots, auch viele Kamerahersteller oder spezialisierte Händler halten Workshops oder Schulungen für Dentalfotografie ab. Je nach Anbieter können diese beim Veranstalter selbst, deutschlandweit in zentral gelegenen Dentallaboren oder auch vor Ort in den eigenen Praxisräumen abgehalten werden, wo von der dort herrschenden Raum- und Lichtsituation bis zum eventuell schon vorhandenen Equipment die Bedingungen genutzt werden, die auch im Praxisalltag zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung für eilige Leser

•    Die Investition in Kamera und Zubehör lohnt für die meisten Praxen
•    Angeboten werden abgestimmte Kits, spezielle Dentalkamera-Sets oder Smartphone-Erweiterungen
•    Das beste Equipment allein macht noch kein gutes Bild, wenn das nötige KnowHow fehlt
•    Beratung, Workshops oder Schulungen bieten Dentaldepots, viele Kamerahersteller oder spezialisierte Händler

Welche Variante die richtige für dich und deine Praxis ist, sollte also neben dem zur Verfügung stehenden Budget vor allem die Liste der Anforderungen, die deine Kamera erfüllen muss, entscheiden. Wichtig ist, dass du die Dentalfotografie im Ganzen siehst als eine Einheit aus Hardware, Software und technischem sowie gestalterischem KnowHow. Erst dann kannst du das volle Potenzial ausschöpfen — und wirklich Bilder für dich sprechen lassen.