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„Die Alma Mater als Werkzeug zu Integration und Friedensstiftung?“

Bildquelle: Marc Gassert

So wie jeden Menschen neben seinem Beruf noch andere Dinge beschäftigen und antreiben, so geht es auch beim Dental Summer nicht nur um die Vermittlung von Wissen um Behandlungsmethoden und Praxismanagement. Und doch greift ein Thema ins andere, denn wer arbeitet schon gerne (und gut) mit fast leerem Akku? Sich diszipliniert Freiraum schaffen, lautet das Stichwort - wie, können die Teilnehmer bei Marc Gassert erfahren.

Marc Gassert

Keynote-Speaker, Coach und Buchautor

Dents.de: „Qi Gung 2.0 - Wie Sie Ihren Akku quickchargen und Ihre Resilienz erhöhen“, lautet das Thema Ihres Seminars, das dem vielbeschäftigten Zahnmediziner ein Mehr an Lebensqualität verspricht. Welche Erkenntnisse nehmen die Teilnehmer nach acht Stunden mit nach Hause?

Marc Gassert: (Lacht) Es geht weniger darum, dem vielbeschäftigten Zahnmediziner mehr Zeit im Hamsterrad zu ermöglichen, sondern sich diszipliniert Freiraum zu schaffen, den Akku zu laden… Ich versuche nicht mit neuen Erkenntnissen zu punkten. Was ich allerdings bieten kann, sind Erfahrungen. Erfahrungen, die vielleicht für den Einen die Lebensfreude steigern und für den Anderen den persönlichen Horizont dessen, was er für machbar hält, verschieben… Ich biete kein „Rezept“, sondern Grenzerfahrung mit Aha-Effekt — und ich erkläre einige Wirkungsmechanismen der Psyche. Garantiert esoterikfrei, mit Leichtigkeit und viel Freude.

Als internationaler Speaker und Coach besuchen Sie jährlich eine Vielzahl von Events und Kongressen. Der Dental Summer gilt als eines der Fortbildungs-Highlights der Dentalwelt. Was macht für Sie persönlich den Reiz gerade dieser Veranstaltung aus?

Die Dentalbranche ist deswegen so besonders, weil sie so vielseitig ist. Mich fasziniert die Möglichkeit, in allen möglichen Branchen schnuppern zu dürfen. Das hat definitiv positive Auswirkungen auf meine Arbeit. Auf diese Weise lerne ich nicht nur ein wenig, wie unsere Wirtschaft tickt, sondern auch viel über die Menschen: Was unterscheidet den Bänker vom Dentalmediziner und wie denken beide über den Automechaniker oder Bauingenieur? Was sind unsere Antriebsmechanismen, wofür brennen wir, wo sehen wir unsere Verantwortung für Familie, Gemeinde, Vaterland und die Welt?… Ich freue mich auf ein paar Impulse, Momentaufnahmen, Puzzleteile für mein buntes Kaleidoskop des Lebens.

Der BdZA plant in diesem Jahr Aktionen für Referenten und Teilnehmer rund um den Alumnigedanken. Sie selbst sind nicht nur Absolvent der Universität München, sondern haben außerdem in Tokio studiert. Wie wichtig ist für Sie die Verbindung zur Alma Mater?

Die Metapher der Alma Mater beschäftigt mich schon viele Jahre. „Die den Menschen mit Bildung nährende Institution“ ist für mich nicht nur Sinnbild der Wissensvermittlung. Es ist nicht nur die Universität. Es geht um die Frage: Wollen wir Menschen die „Gabe“ von Bildung aus eigenem Antrieb (oder müssen wir zur nährenden Brust getragen werden)? Noch nie war das Wissen der gesamten Welt so schnell, so leicht, so gerecht, so gut aufbereitet und für so viele Menschen verfügbar. Gleichzeitig scheint in unseren Breiten der Wissensdurst zu versiegen — warum? Geht es doch um Schulung in kausalem Denken, um die Kunst des Ringens mit Gründen und Gegengründen (Argumentieren), um die Lehre vom richtigen Handeln (Ethik) und die sorgfältige Auseinandersetzung mit dem, was man als Glauben bezeichnen mag. Ich frage mich zudem, ob die Alma Mater zu rein wirtschaftlichem Fortschritt führen sollte, oder ob sie auch als bestmögliches Werkzeug zu Integration und Friedensstiftung beitragen kann? In Asien wächst eine Generation heran, die sich gierig auf das Wissen stürzt, das wir jahrelang aufbereitet haben. Diese Pionierenergie wünsche ich mir für unsere Jugend auch… Ex Oriente Lux?

Wir bedanken uns für das Interview und hoffen, dass der Dental Summer viele neue Impulse für Marc Gassert bereit hält.