Freie Ärzteschaft e.V.: E-Health-Hype gefährdet Medizindaten der ganzen Bevölkerung
Die Regierung handele entgegen den Rechtsverordnungen, die ausführliche Tests für alle eGK-Funktionen in zwei Testregionen sowie eine wissenschaftliche Evaluation vor der Anwendung im realen Praxisbetrieb verlangten. Lüder: "Obwohl diese Voraussetzungen nicht erfüllt wurden, sollen die Online-Anwendungen der eGK gegen den Willen der Praxisärzte jetzt gestartet werden. Man möchte einfach nicht zugeben, dass das ganze Projekt ein Flop ist."
Die jüngsten Cyberangriffe unter anderem auf britische Krankenhäuser zeigten zudem sehr deutlich die Verletzlichkeit des Gesundheitswesens. "Beim Datenschutz geht es letztlich gar nicht um den abstrakten Schutz von Daten, sondern um den Schutz von Menschen", betont Lüder. Auch in Deutschland nähmen die Angriffe auf Kliniken und Arztpraxen zu, wenngleich nicht alle Fälle mediale Aufmerksamkeit bekämen. Trotzdem werde der E-Health-Hype täglich größer. Die FÄ-Vizevorsitzende macht klar: "Medizindaten sind auf der ganzen Welt ein wachsendes Geschäftsfeld. Politik, Gesundheitsindustrie und IT-Konzerne freuen sich auf satte Gewinne."
Das Großprojekt "Elektronische Gesundheitskarte" solle dabei das Kernstück für eine zentrale Speicherung aller Krankheitsdaten werden. Die Elektronische Patientenakte, so kürzlich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), sei die "Königsanwendung". "Bei der aktuellen Entwicklung kann man sicher sein, dass die E-Akten künftig in der Cloud gespeichert werden", sagt Lüder. Jeder neue Cyberangriff oder Datenschutzskandal bestätige die Forderung von Datenschützern und Ärzten nach einer dezentralen und modernen Punkt-zu-Punkt-Kommunikation in der Medizin unter höchsten Datenschutzstandards. "Nur so bleiben ärztliche Schweigepflicht und informationelle Selbstbestimmung der Bürger erhalten."
Auch KZBV und BÄZK stehen den Neuerungen in ihrer gemeinsamen Stellungnahme nicht unkritisch gegenüber.