Milchzahnkaries nicht unterschätzen! Die KZBV zum Tag der Zahngesundheit 2017
Aktuelle Studie belegt Risiken
Eine aktuelle, wissenschaftliche Studie der Universität Witten/Herdecke (Jordan et al. 2016)* kommt zu entsprechend eindeutigen Ergebnissen: So wiesen bei Studienteilnehmern, die bereits kariöse Erkrankungen an den Milchzähnen hatten, durchschnittlich 14,8 mehr Zahnflächen eine Karies auf, als bei solchen, die als Kind kariesfrei waren. Ein Unterschied war ebenfalls an der Zahl fehlender Zähne erkennbar: Hier hatten Probanden, die bereits an frühkindlicher Karies erkrankt waren, im Schnitt 3,8 funktionstüchtige Zähne weniger. Auch hinsichtlich der Mundhygiene zeigten sich deutliche Defizite im Vergleich zu den Personen, deren Milchgebiss kariesfrei war.
Dr. Wolfgang Eßer: „Viele Eltern unterschätzen leider immer noch die mitunter verheerenden Auswirkungen frühkindlicher Karies, auch Nuckelflaschenkaries genannt. Dabei sind Erkrankungen an Milchzähnen nicht einfach verschwunden, weil später bleibende Zähne nachwachsen. Vielmehr sind häufig gravierende Folgeschäden im späteren Kindes- und Erwachsenenalter die Konsequenz. Diese Entwicklung hat nicht zuletzt auch erhebliche ökonomische Konsequenzen für Betroffene und Kostenträger. Nach uns vorliegenden Zahlen ist die Versorgung von Menschen mit frühkindlicher Karieserfahrung immerhin etwa viermal so teuer, wie die Behandlung von Patienten mit gesunden Milchzähnen.“
Aus vertragszahnärztlicher Sicht werde Eltern deshalb dringend empfohlen, die zahnärztlichen Vorsorgeangebote für ihre Kinder wahrzunehmen, die die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) vorsehe: „Neben der Vorsorge zuhause, durch richtiges Zähneputzen und eine zahngesunde Ernährung, sollten Eltern mit ihrem Kind ab dem Durchbruch der ersten Milchzähne zweimal im Jahr zur Kontrolle in die Praxis gehen. Denn besonders diese regelmäßigen Termine tragen nachweislich zur Früherkennung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten bei“, sagte Eßer.
Das zahnärztliche Versorgungskonzept „Frühkindliche Karies vermeiden“ (ECC-Konzept), ein entsprechender Ratgeber für die zahnärztliche Praxis, die Broschüre „Gesunde Zähne für Ihr Kind“, sowie weitere nützliche Informationen können auf der Website der KZBV abgerufen werden.
Hintergrund: Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen
Seit September 2016 sind im gelben Kinderuntersuchungsheft auf Betreiben der KZBV als stimmberechtigte Trägerorganisation im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) folgende Verweise zu vertragszahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen vorgesehen:
- im Zeitraum der U5 (6. – 7. Lebensmonat) zur Abklärung von Auffälligkeiten an Zähnen und Schleimhaut,
- im Zeitraum der U6 (10. – 12. Lebensmonat) zur Abklärung von Auffälligkeiten an Zähnen und Schleimhaut,
- im Zeitraum der U7 (21. – 24. Lebensmonat) zur Abklärung von Auffälligkeiten im Kieferwachstum und an Zähnen und Schleimhaut,
- im Zeitraum der U7a (34. – 36. Lebensmonat) zur zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung,
- im Zeitraum der U8 (46. – 48. Lebensmonat) zur zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung,
- im Zeitraum der U9 (60. – 64. Lebensmonat) zur zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung.
- Hintergrund: Zahnkaries
Die Zahnkaries (lat.: caries ‚Morschheit‘, ‚Fäulnis‘, auch Zahnfäule oder Zahnfäulnis; Fachausdruck Caries dentium) ist eine multifaktorielle Erkrankung der Zahnhartgewebe Zahnschmelz und Dentin, unter Beteiligung von Mikroorganismen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Behandlungskosten für chronische Erkrankungen steht die Karies weltweit an vierter Stelle und ist damit eine der häufigsten chronisch-degenerativen Erkrankungen.