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Zunahme von Antibiotika im Lockdown

Bild: obs/FDI World Dental Federation

Studie zeigt drastisch erhöhten Einsatz von Antibiotika im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen während des zurückliegenden COVID-19-Lockdowns in England

| Die FDI World Dental Federation (FDI) veröffentlicht ein neues Weißbuch zum Thema der Antibiotikaresistenz anlässlich der World Antimicrobial Awareness Week (Internationale Woche für den verantwortungsvollen Gebrauch von antimikrobiellen Mitteln).

Eine Nebenerscheinung des zurückliegenden COVID-19-Lockdowns in England bestand in einem 25-prozentigen Anstieg der zahnärztlichen Verschreibung von Antibiotika, wie aus einer neuen Studie hervorgeht, die heute im British Dental Journal (BDJ) erschienen ist.

Antibiotikaresistenz (ABR) ist ein weltweites Problem, das zu einer erhöhten Dauer von Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten sowie zu einer gesteigerten Sterblichkeitsrate führt. Dadurch stellt sie eine Bedrohung für die Gesundheit und den Wohlstand der internationalen Gemeinschaft dar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ABR zu einem Teil ihrer fünf Plattformen für die Gesundheit und das allgemeine Wohlergehen der Weltbevölkerung gemacht, um hervorzuheben, dass diese Problematik mit höchster Dringlichkeit anzugehen ist. ABR betrifft uns alle und verlangt nach einer entschlossenen Lösung, denn bei einer weiteren Zunahme der Resistenz wird sie sich Prognosen zufolge innerhalb der kommenden 30 Jahren zur weltweit häufigsten Todesursache entwickeln. 

Die World Antimicrobial Awareness Week der WHO findet jährlich vom 18. bis zum 24. November statt. 

Antibiotika sind keine Lösung für Zahnschmerzen. Die meisten Zahninfektionen sind durch einen zahnmedizinischen Eingriff behandelbar, bei dem es auch ohne Antibiotika möglich ist, die Infektionsursache zu beseitigen. Unter normalen Umständen ist ein Behandlungsplan, der ausschließlich auf Antibiotika setzt, nur selten sinnvoll. Ein unnötiger Einsatz von Antibiotika treibt hierbei die Entwicklung und Ausbreitung resistenter Infektionen weiter voran. 

"Antibiotika sind lebensrettende Arzneimittel. Wenn sie wirklich gebraucht werden, dann müssen sie ihren Zweck unbedingt erfüllen", erklärt Dr. Wendy Thompson, Autorin der BDJ-Studie, Expertin für zahnmedizinische Primärversorgung an der Universität Manchester und Mitglied der ABR-Arbeitsgruppe der FDI. 

"Infektionen, die gegen Antibiotika resistent sind, stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für die Patienten dar. Der stark erhöhte Einsatz von Antibiotika im zahnärztlichen Bereich ist deshalb mit großer Sorge zu betrachten. In der Zeit von von April bis Juni war ein Anstieg um 25 % zu verzeichnen. Nach einem jahrelang rückläufigen Trend hat die eingeschränkte Verfügbarkeit von zahnmedizinischer Versorgung durch die COVID-19-Pandemie zu dieser plötzlichen Steigerung geführt. Wir müssen sicherstellen, dass sich diese Entwicklung bei einem weiteren Lockdown in Großbritannien nicht noch einmal wiederholt." 

"Wir sehen uns in diesen Zeiten mit sehr großen Herausforderungen konfrontiert. Patienten, die auf ihre Behandlung warten müssen, erhalten oft mehr Antibiotika als jene Patienten, die unverzüglich behandelt werden. Im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung stellt sich ein neuer Normalzustand in der COVID-19-Ära ein; deshalb ist es wichtig, dass dringende Behandlungen auf hohem Niveau für die Patienten verfügbar sind und dass Antibiotika in diesem Zusammenhang optimal eingesetzt werden." 

"Zeitlupen-Pandemie" 

Die FDI veröffentlicht heute unter Anerkennung dieser großen Dringlichkeit das WeißbuchThe essential role of the dental team in reducing antibiotic resistance (Die entscheidende Rolle des zahnmedizinischen Fachpersonals zur Vorbeugung von Antibiotikaresistenzen). Es stützt sich auf die Ressourcen einer Online-Bibliothek und wird von einem offenen Online-Kurs für große Teilnehmerzahlen (MOOC) begleitet. Das Weißbuch leistet einen wichtigen Beitrag, um sicherzustellen, dass die zentrale Rolle von Zahnärzten in aller Welt bei der Vorbeugung und Behandlung von Zahninfektionen anerkannt werden, und dass ihnen der optimale Einsatz von Antibiotika freisteht. 

"Wir erleben da eine Pandemie, die sich in Zeitlupe entfaltet, und es ist dringend ein gemeinsames Vorgehen nötig, um sie auszubremsen", so Dr. Gerhard K. Seeberger, der Präsident der FDI. 

"Es liegt ganz klar in der Verantwortung der zahnmedizinischen Branche, sich entschlossen, engagiert und konstruktiv für den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen auf der lokalen, nationalen und globalen Ebene einzusetzen."

Über GSK

GSK ist ein forschendes Gesundheitsunternehmen, das Menschen dabei unterstützen will, ein aktiveres, längeres und gesünderes Leben zu führen. GSK hat die Entwicklung der Online-Bibliothek, die für das FDI-Weißbuch und den MOOC-Kurs herangezogen wurde, finanziell gefördert.