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DGZMK-Präsident Prof. Frankenberger hadert nicht mit den Corona-Folgen

Dreijährige Amtszeit endet im November

| Mit der Erfüllung eines „großen Traums“ sähe der Präsident der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V.), Prof. Dr. Roland Frankenberger (Uni Marburg), seine dreijährige Amtszeit im November 2022 gern zu Ende gehen. Er arbeitet mit dem Vorstand und den großen Fachgesellschaften an einer Neuauflage der 2005 in Berlin so erfolgreichen Gemeinschaftstagung aller unter diesem wissenschaftlichen Dach vereinten Organisationen:

„Es ist meine Wunschvorstellung, dass spätestens bei einem Deutschen Gemeinschaftskongress aller Fachgesellschaften im Jahr 2025 diese große Familie wieder zusammenkommt.“ Dabei sieht er ein Potenzial von bis zu 10.000 Kongressteilnehmern. „Das wäre phantastisch!“ Außerdem sollten dort die DGZMK, die BZÄK und die KZBV gemeinsam auf der Bühne stehen und den trilateralen Aspekt gebührend zelebrieren. Davon erhofft Frankenberger sich nicht nur eine Botschaft nach innen - im Sinne der von ihm propagierten „einen Zahnmedizin“, sondern auch ein wichtiges politisches Signal der Einheit. Bis Ende des Jahres möchte er diesen Gemeinschaftskongress deshalb konsentieren.

„Haben das Optimale
aus der Situation gemacht“

Mit Bühnenpräsenz war seine Amtszeit bislang zu seinem großen Bedauern nicht gesegnet. Sowohl die Wissenschaftskongresse zum Deutschen Zahnärztetag 2020, 2021 und auch 2022 waren und werden Online-Veranstaltungen sein, auch Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen konnten nicht in Präsenz durchgeführt werden. „Da hat mir die Corona-Krise einen großen Strich durch die Rechnung gemacht und ich werde wohl als ‚Corona‘- respektive ‚Online‘-Präsident in die Annalen der DGZMK eingehen“, erklärt er augenzwinkernd. Denn trotz der Pandemie-Hemmnisse glaubt Frankenberger, das Beste aus der Situation gemacht zu haben: „Ich fand das nicht tragisch, ich glaube sogar, dass wir das Optimale aus dieser Gemengelage gemacht haben. Manchmal kann es auch gut sein, wenn lange eingefahrene Konzepte von Grund auf durchgerüttelt werden.“

Speziell das finanzielle Risiko durch horrende Stornokosten parallel zur Tatsache einer sponsorentechnischen monetären Unterdeckung hätten auch für dieses Jahr keine andere Wahl gelassen, als online zu planen. „Auch wenn wir uns das anders gewünscht hätten, ließ die Unsicherheit durch die weitere Entwicklung der Pandemie eine Präsenztagung einfach nicht zu.“ Deshalb hätte sich die DGZMK gemeinsam mit den Mitveranstaltern des Deutschen Zahnärztetages, darunter die Landeszahnärztekammer Hessen und der Quintessenz Verlag, auch für dieses Jahr zu einer Online-Version entschieden. Hinzu kam, dass bei einer Evaluation zum Online-Kongress 2021 die meisten Teilnehmer dieses Format bevorzugt hätten. „Mein Eindruck bleibt jedoch nach wie vor, dass es auch eine große Sehnsucht nach Präsenz und persönlichem Austausch gibt. Das ist nicht zu ersetzen. Dass nun auch der letzte Zahnärztetag meiner Amtszeit nicht in Präsenz stattfinden wird, tut mir deshalb schon weh.“

Die aktuelle politische Situation in Berlin schaut Frankenberger sich abwartend an. Man müsse nach 16 Jahren Merkel-Regiment und dem damit verbundenen Aussitzen abwarten, wie die neue Bundesregierung die vielen überfälligen Dinge anpa>Als großen Erfolg seiner Präsidentschaft wertet Frankenberger das Zusammenrücken der Wissenschaft mit den beiden Standesorganisationen. „Es ist schon eine Tatsache, dass sich DGZMK, BZÄK und KZBV auf mein Bestreben hin in meiner Amtszeit deutlich angenähert haben. Und es ist für mich schon jetzt das Highlight meiner drei Jahre als Präsident, dass Herr Eßer, Herr Benz und ich bei der Vertreterversammlung der KZBV im vergangenen Jahr gemeinsam aufgetreten sind und unsere Erwartungen an die neue Bundesregierung in Einzelstatements aber auch in einer Podiumsdiskussion artikuliert haben. Ich habe mich darüber hinaus außerordentlich gefreut, dass mein Wahlspruch ‚Es gibt nur eine Zahnmedizin‘ als Headline vieler Presseberichte fungierte.“

Die Bedeutung der DGZMK als Flaggschiff und wissenschaftliche Instanz in der Zahnmedizin sieht er in den Bemühungen, die Evidenz weiter auszubauen, die Leitlinienarbeit weiter zu intensivieren und den beruflichen Nachwuchs stärker zu fördern, nicht in Gefahr. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland mit eigenen Forschungsausschreibungen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro noch weiter zu fordern und zu fördern. Wir haben es bereits in unserem Positionspapier beschrieben: Die Bedingungen, unter denen an manchen deutschen Universitätszahnkliniken geforscht werden muss, sind eine Schande. Generelle Unterfinanzierung aber auch unfaire Umleitungen fundamental wichtiger Gelder in die Medizin sind leider oft die Rahmenbedingungen, die gute Forschung brutal erschweren. Hier haben wir bereits in den vergangenen Jahren mit unserem Wissenschaftsfonds den Standorten immer wieder Linderung verschafft, und das müssen wir noch weiter intensivieren.“

Drei große Ziele möchte DGZMK-Präsident Frankenberger bis zum Ende seiner Amtszeit im November noch erreichen: Zunächst soll mit der VHZMK eine nächste DFG-Nachwuchsakademie auf die Beine gestellt werden, um den wissenschaftlichen Nachwuchs mit noch mehr Nachdruck zu unterstützen. Darüber hinaus möchte er eine erfolgreiche Umsetzung des nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalogs für die neue Approbationsordnung erreichen. Er glaubt: „Erst wenn der NKLZ in einer neuen AOZ verankert ist, stehen wir in der Lehre auf sicheren Beinen.“  Und dann wäre da der eingangs bereits beschriebene große Traum: „Ich bin ein großer Fan der Idee eines Gemeinschaftskongresses aller Fachgesellschaften. Für mich war die ‚große‘ Tagung 2005 ein absolutes Highlight in den 30 Jahren als Zahnarzt. Darauf arbeite ich jetzt hin, seit ich 2012 Präsident der DGZ war.“ Aber dessen Durchführung wird dann in Händen seines Nachfolgers, Prof. Dr. Jörg Wiltfang, liegen. Frankenberger möchte hier nur noch den Boden bereiten.