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Rosig oder ungewiss - Wie steht es um Zukunft der Chirurgie?

Bild: Pexels / Janko Ferlic

Nachwuchsmangel als zentrales Thema beim Bundeskongress Chirurgie

Nachwuchs, Sektorengrenzen, Finanzierung - alles bekannte Stichworte, die entscheidend für die künftige Entwicklung des Fachbereichs Chirurgie sind. Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC) machte im Februar beim Bundeskongress Chirurgie in Nürnberg gemeinsam mit anderen Verbänden eine Bestandsaufnahme aktueller Rahmenbedingungen und diskutierte über die Entwicklung der Chirurgie. Das zentrale Thema dabei war der Nachwuchsmangel und wie der BDC seine Nachwuchsarbeit ausbauen kann.

An beiden Kongresstagen diskutierte der Berufsverband in gemeinsamen Sitzungen mit Studierendenvertretern und dem Bündnis Junge Ärzte über Lösungsansätze. "Wir müssen bei den aktuellen Forderungen der Studierenden, das Praktische Jahr zu verbessern, ganz klar Stellung beziehen und unseren Teil beitragen", so BDC-Präsident Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer. "2025 werden wahrscheinlich 10.000 Chirurginnen und Chirurgen fehlen. Wir können es uns einfach nicht leisten, Studierende im PJ zu verprellen." Der Berufsverband engagiert sich mit der Nachwuchskampagne "Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn" schon seit vielen Jahren. "Wir wissen genau, dass das PJ ein wichtiges Entscheidungsmoment ist, in die Chirurgie zu gehen oder nicht. Die Proteste der letzten Wochen zeigen, wie groß die Unzufriedenheit ist", so Meyer. "In den nächsten Monaten werden wir deshalb weitere Projekte mit Studierendenvertretern entwickeln. Auf jeden Fall müssen wir bemüht sein, die PJler im chirurgischen Arbeitsalltag in das bestehende chirurgische Team einzubinden."

Nachwuchsprobleme in der Chirurgie gehen einher mit den Fragen zur Zukunft des Faches. Gesundheitsökonom Prof. Dr. Boris Augurzky prognostizierte bei seinem Impulsreferat "Medizin 2030" auf dem Bundeskongress zunehmende Probleme ab 2025. Der demografische Wandel und der Personalmangel würde sich auf alle wirtschaftlichen Bereiche auswirken, auch auf die Gesundheitsbranche. Augurzky geht davon aus, dass die Kombination aus fehlenden finanziellen Ressourcen und fehlendem Personal problematisch würden. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, sieht der Gesundheitsökonom Möglichkeiten u. a. im Ausbau der Digitalisierung, der Robotik im Bereich Logistik und einem neuen Vergütungssystem; einem Vergütungsmodell, das Sektorengrenzen überwindet.

"Wir fordern schon seit langem eine sektorenübergreifende Versorgung, auch durch eigene Projekte", so Dr. med. Jörg-Andreas Rüggeberg, Vizepräsident des BDC. "Die Weiterbildung in chirurgischen Praxen ist da ein großes Thema." Junge Ärztinnen und Ärzte müssten die Vorzüge der Niederlassung selbst während ihrer Weiterbildung erfahren. Denn die Tendenz zum Angestelltenverhältnis steige. "Wir müssen uns die Hausärzte zum Vorbild nehmen. Denn nach langem Kampf wird deren Weiterbildung in der Praxis bundesweit gefördert", so Rüggeberg.

Der Präsident des BDC wies in seiner Eröffnungsrede in Nürnberg darauf hin, dass es keine Überraschung sei, in Zukunft weiterhin vor vielen Herausforderungen des Faches zu stehen. "Kongresse wie in Nürnberg ermöglichen uns aber, mit anderen Verbänden an Lösungen zu arbeiten",so Meyer.