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Umfrage in der Zahntechnik zeigt großen Handlungsbedarf in der Branche

Bild: Pixabay / ivanacoi

Verband medizinischer Fachberufe e.V. über erste Ergebnisse seiner Online-Umfrage.

Mit seiner Umfrage nach psychischen Belastungen in der Zahntechnik hat der Verband medizinischer Fachberufe e.V. einen ausgesprochen wunden Punkt getroffen. Das zeigte bereits das große Interesse an der Teilnahme: Innerhalb von nur 19 Tagen – vom 13. bis 31. März 2019 haben sich mehr als 1.170 Zahntechnikerinnen und Zahntechniker die Zeit genommen, die 30 Fragen zu beantworten, 1.147 Angaben davon waren vollständig bzw. verwertbar.

„Ein erster Überblick über die Ergebnisse zeigt, dass großer Handlungsbedarf besteht“, erklärt Karola Krell, Referatsleiterin Zahntechniker/in im Verband medizinischer Fachberufe e.V. So bewerteten 71,5 Prozent der angestellten Zahntechnikerinnen und Zahntechniker – unter ihnen auch Meister/innen – die Frage „Wie beurteilen Sie Ihren Arbeitsstress insgesamt?“ auf einer Skala von 0 (gering) bis 10 (sehr hoch) mit Angaben zwischen 7 und 10. Bei den selbstständigen Zahntechnikermeister/innen waren es sogar 73 Prozent und bei den Auszubildenden bereits 56,5 Prozent.

Haupt-Stressoren

Als Hauptschwerpunkte für den hohen Stress wurden unvorhersehbare Ereignisse wie Probleme mit Material, Gerätschaften, häufige Störungen durch Telefonate, etc. (Durchschnittsbewertung aller Teilnehmenden: 6,74), körperliche Belastungen durch Lärm, Staub, langes Sitzen, Arbeit am Mikroskop, etc. (7,03), Arbeitspensum (7,31) und vor allem Zeitdruck (7,78) benannt.

Gleichzeitig waren 76 Prozent mit ihrer Belohnung bzw. ihrem Einkommen unzufrieden und vergaben auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (sehr zufrieden) nur 0 bis 6 Punkte. Diese Unzufriedenheit drückt sich auch in einem stark ausgeprägten Wechselwunsch nach einem neuen Arbeitgeber inner- bzw. außerhalb der Branche aus. Das zeigten die Antworten auf die Frage: Wie oft haben Sie in den vergangenen zwölf Monaten daran gedacht, den Arbeitgeber in der Zahntechnik zu wechseln bzw. als Selbstständige/r, das Labor aufzugeben? Hier sagten knapp 39 Prozent, das sei mindestens einige Male im Monat der Fall gewesen. 34 Prozent aller Teilnehmer/innen haben mindestens einige Male im Monat sogar über einen Branchenwechsel nachgedacht. Rund 29 Prozent gaben an, tatsächlich eine neue Arbeitsstelle zu suchen, 63 Prozent davon auch außerhalb der Branche.

Dazu Karola Krell: „Unsere Umfrage zeigt eine sehr große Unzufriedenheit unter den Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern. Dass besonders der Zeitdruck und das Arbeitspensum eine wichtige Rolle spielen, spiegelt die gesamte Problematik dieses Gesundheitshandwerks wider. Die Menschen wollen immer hochwertigeren Zahnersatz, der in kürzester Zeit hergestellt oder repariert werden muss. Um im Rahmen des bestehenden Preissystems zu bleiben, wird die Arbeitsintensivität immer mehr erhöht ohne dass die Gehälter auch nur annähernd mitwachsen. Der bereits bestehende Fachkräftemangel in diesem Gewerbe wird durch den großen Wunsch nach beruflicher Veränderung weiter verstärkt. Um hier einen Ausweg zu finden, müssen Arbeitgeberverbände, Politik, Berufsgenossenschaft und Gewerkschaften die Problematik gemeinsam angehen.

Um die Arbeitswelt in der Zahntechnik auch psychisch gesünder zu gestalten, ist ein besseres Bewusstsein der Gefährdungen für alle Beteiligten dringend erforderlich. Als Verband werden wir für unsere Mitglieder verstärkt den Umgang mit Stress in Schulungen und Seminaren thematisieren.“